Der Baljer Leuchtturm ist ein faszinierendes Bauwerk mit einer langen und bewegten Geschichte. Hier ist ein ausführlicher und lebendiger Bericht über den Turm .
Stell Dir vor, es ist das Jahr 1900. Der Nord-Ostsee-Kanal, der gerade erst 1895 eröffnet wurde, hat die Schifffahrt auf der Elbe enorm verändert. Plötzlich ist viel mehr Verkehr auf der Außenelbe unterwegs, und die Schiffe brauchen Orientierung. Die Wasserstraßenverwaltung reagiert und baut mehrere neue Leuchtfeuer, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. So entsteht 1903 an der Elbe bei Geversdorf im Land Kehdingen der Leuchtturm Balje – direkt gegenüber von Brunsbüttel und exakt in der Linie der Schleusen des Nord-Ostsee-Kanals.
Am 1. Februar 1904 wird das Leuchtfeuer Balje erstmals entzündet. Anfangs dient der Turm als Leitfeuer, später – nach einer Anpassung des Fahrwassers – wird er zum Quermarkenfeuer. Der Turm selbst ist aus massivem Klinker gebaut, der obere Teil verputzt. Dieser Stil war damals typisch und erinnert an die heute nicht mehr existierenden Leuchttürme Belum und Scheelenkuhlen.
Technische Entwicklung und Betrieb
Ursprünglich wurde das Leuchtfeuer mit Petroleum betrieben. Ein Leuchtturmwärter hatte die Aufgabe, alle vier Stunden das Uhrwerk für die Otterblenden per Hand aufzuziehen, damit das Licht seine charakteristische Kennung erzeugen konnte. 1927 wurde der Betrieb auf Flüssiggas umgestellt, was die Arbeit erleichterte. Neben dem Turm wurde ein Gastank errichtet, und die Optik wurde durch eine modernere Linse mit 500 Millimeter Brennweite ersetzt. 1959 folgte der nächste Schritt: Der alte Flüssiggastank wurde entfernt, und der Betrieb lief nun mit Flaschengas.
1962 schließlich kam die Elektrifizierung. Das Licht wurde nun von elektrischen Glühlampen erzeugt und der Betrieb aus der Ferne – genauer gesagt aus Cuxhaven – überwacht. Damit endete die Ära der Leuchtturmwärter in Balje. Der Fortschritt brachte aber auch das Ende einer besonderen Tradition mit sich.

Das Ende des Leuchtfeuers und die Wende zum Denkmal
Am 15. Dezember 1980 wurde das Feuer des alten Leuchtturms endgültig gelöscht. Die Funktion übernahm der neue, moderne Turm des Oberfeuers Balje, ein imposanter Betonturm mit einer Höhe von 56,20 Metern. Der alte Baljer Leuchtturm hingegen misst „nur“ 17,35 Meter. Nach seiner Stilllegung wurde er vom Landkreis Stade gekauft und unter Denkmalschutz gestellt. Gleichzeitig erklärte der Regierungsbezirk Stade das umliegende Gebiet zum Naturschutzgebiet „Außendeich Nordkehdingen“. Eine Zeit lang nutzte ein Vogelwart den Turm, aber bald stand er leer, da ein langfristiges Nutzungskonzept und finanzielle Mittel fehlten. So begann der Verfall.
Rettung durch Engagement
Doch 2005 änderte sich alles. In Balje-Hörne gründete sich der Förderverein „Baljer Leuchtturm v. 1904 e.V.“, der es sich zum Ziel machte, den Turm vor dem endgültigen Verfall zu bewahren. Dank Fördergeldern aus der Leader-Region Kehdingen/Oste, Mitteln des Landkreises Stade und der Gemeinde Balje sowie Unterstützung von Sponsoren wie Vattenfall konnte die notwendige Renovierung 2010 abgeschlossen werden. Seit 2012 ist der Leuchtturm in den Sommermonaten Juli und August für Besucher geöffnet. In seinem Inneren kannst Du eine spannende Ausstellung zur Geschichte des Turms und zur Vogelwelt des umliegenden Naturschutzgebiets entdecken.
Ein Blick auf die Elbmündung
Der Turm hat vier Geschosse, zwei umlaufende Galerien und ein flaches Kegeldach mit Windhutze und Wetterfahne. Von der obersten Plattform, dem Lampenraum, hast Du einen spektakulären Blick über die Elbmündung, die Schleusen des Nord-Ostsee-Kanals und den regen Schiffsverkehr. Hier kannst Du das maritime Erbe der Region hautnah erleben.
Heiraten auf dem Leuchtturm
Seit 2022 ist der Baljer Leuchtturm sogar eine Außenstelle des Standesamts Freiburg. Brautpaare können hier in einem einzigartigen Ambiente den Bund fürs Leben schließen – ein unvergessliches Erlebnis!
Wie Du zum Leuchtturm gelangst
Den Baljer Leuchtturm erreichst Du über den Elbe-Radweg oder den Gellertweg von Balje-Hörne aus. Vom Parkplatz am Deich führt ein etwa 400 Meter langer Fußweg direkt zum Turm. Vor Ort erwartet Dich nicht nur ein Stück maritimer Geschichte, sondern auch eine Naturerlebnisstation mitten im Naturschutzgebiet.
Der Turm ist ein Meisterwerk seiner Zeit und ein wertvolles Denkmal maritimer Baukunst. Heute ist er ein Symbol für die maritime Geschichte der Region und ein beliebtes Ausflugsziel für Natur- und Geschichtsliebhaber.
Information & Kontakt
Ort: Gellert Straße, 21730 Balje-Hörne
ÖPNV: Bahnhof Stade, KVG-Bus 2026 (Balje, Am Fährstieg), 4,5 Kilometer Fußweg
Informationen / Öffnungszeiten
www.foerderverein-baljer-leuchtturm.de
Der alte Baljer Leuchtturm ist jeweils im Juli und August dienstags bis donnerstags sowie an Wochenenden von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Kontakt:
Förderverein Baljer Leuchtturm von 1904 e.V.
Außendeich 19
21730 Balje – Hörne
Tel. 0 47 53 / 84 11 48
E-Mail: klitzing@rae-waitzstrasse8.de


Technische Daten des Turms
• Feuerhöhe über Mittelwasser: 14,5 Meter
• Durchmesser: 7,1 Meter
• Bauhöhe: 17,35 Meter
• Lichtsektoren: Rot, Grün und Weiß
• Sichtweite des Feuers: 12,5 Seemeilen
Anreise PKW
Anreise
Von der A26 in Stade auf die B73 wechseln und dieser ca. 5 km folgen. An der Ampelkreuzung rechts in die Bremervörder Straße abbiegen und hinter der zweiten Ampel links abbiegen in „Am Hohenwedel“. An der T-Kreuzung links abbiegen und dem Straßenverlauf bis zum Ende folgen. Links abbiegen in die Norderstraße und dem Verlauf rund 23 km folgen. Rechts auf den Gehrener Sietwende abbiegen, die nächste Straße links abbiegen, dem Straßenverlauf folgen. Rechts abbiegen auf Hünkenbütteler Straße und die nächste Querstraße links abbiegen. Nach ca. 2,5 km rechts in die Bahnhofstraße abbiegen und dieser für rund 4 km folgen. Rechts abbiegen und rechts halten und den Deich überqueren. Dem Gellert Weg bis zu den Leuchttürmen folgen.
Parken
Parkplätze sind vor dem Seedeich vorhanden.